Diego de Sagredo (Burgos, um 1490 – 1528) studierte Kunst an der Universität von Alcala de Henares und war u.a. ein Kanzleigehilfe im Umfeld der Kardinäle Cisneros und Fonseca, Uhrenmacher und Bibliothekar der Kathedrale von Toledo. Er überwachte die bischöflichen Konstruktionen des Erzbischofs von Toledo. Nach einer Reise nach Italien vor 1522 beendete Sagredo 1524 seine Medidas, die 1526 in Toledo erschienen.

Die Medidas necessarias (die notwendigen Masse, sprich Proportionen) sind das erste gedruckte spanische Architekturtraktat und der erste Text über dieses Thema ausserhalb von Italien der Renaissance. Es ist auch das erste Traktat, das nach Amerika gelangte und die dortige Architektur nachhaltig beeinflusste. Auch wenn das kleine Werk in Form eines Dialoges u.a. zwischen Tampeso (Sagredo selbst) und Picardo (der franz. Maler Léon Picard, aktiv in Burgos) gehalten ist, richtet es sich hauptsächlich an Handwerker wie Steinmetze, Bildschnitzer und Eisenarbeiter. Es hat zum Ziel, den Handwerkern die Proportionen der Säulen beizubringen, was in der Zeit als wichtigste Aufgabe der Architektur gesehen wird. Sagredo inspiriert sich stark am Römer Vitruv, an Plinius dem Älteren (über die Enzyklopädie von Raffaele Maffei, genannt il Volterrano) und an Luca Pacioli (De divina proportionevon 1509, Pacioli 1494f.). Damit liefert hier die römische Antike eine dekorative Auswahl, die Malereien und Skulpturen einbinden soll. 

Der Sagredohat, hauptsächlich in seinen franz. Ausgaben, grossen Erfolg. Pieter Coecke publizierte 1539 ein kleines Werk Die inventie der colomnen, das den flämischen Handwerkern zugedacht war und von Sagredo inspiriert war (Coecke 1539), Louis Savot empfahl es zur Lektüre in seinem Architecture françoise des bastiments particuliers (Savot 1624) und François Mansart besass ein Exemplar in seiner Bibliothek.

• Die inventie der colommen met haren coronementen ende maten (1539) von Coecke van Aelst