Hermeneia
Autor Zefarovic, Christofor ;
Titel Hermeneia
Untertitel Allgemeine Anweisung oder Hermeneia für die Jungen, welche die Kunst der Malerei erlernen wollen. Von dem niedrigsten Knecht Christophoros Zefarovikis und universeller Maler des ganzen Illyrien-Serbien
Publikationsjahr 1740
Publikationsort
Verlag/Herausgeber
Sprache Deutsch
Illustrationen Ja
Beschreibung

Sammelhandschrift aus hauptsächlich zwei erhaltenen Abschriften des verschollenen Protographen von Zefarovic: Cod. Bar gr. 886 (1776-1777) der Rumänischen Akademie der Wissenschaften in Bukarest und Cod. D. gr. 381 (1807 – 1836) im Zentrum Dujcev in Sofia, der weitgehend dem Cod. Bar gr. 886 folgt. Weitere mehr oder minder grosse Teile auf die Hermeneia von Zefarovic zurückgehende Texte liegen zusätzlich in vier bulgarischen Übersetzungen aus dem Griechischen aus den 1830er Jahren vor.

Christofor Zefarovic (Dojran, Mazedonien 1690 – Moskau 1753), Malermönch, Ikonenmaler, Kupferstecher, Buchautor und Kalligraph. Vermutlich war er Schüler des Panagiotes Doxaras (> Doxaras 1726) auf Zakynthos. Als Maler tritt er erst ab 1730 auf und arbeitete u.a. in Wien, Belgrad, 1737 malte er die Kirche des Klosters Bodjane in der Vojvodina mit Fresken aus. Nach 1740 arbeitete er ausschliesslich als Kupferstecher. Er unternahm mit Mönchen eine Pilgerfahrt nach Jerusalem, war 1746 in Wien, ab 1753 in Moskau, wo er kurz darauf starb.

Die Hermeneia (d.h. Erklärung, Anweisung) von Zefarovic ist das wohl wichtigste postbyzantinische Malerbuch, viel ausführlicher als die Hermeneia des Dionysios und behandelt nur maltheoretische und technologische Themen. Auch diese Schrift ist von kompilatorischem Charakter. Der Text im ersten theoretischen Teil folgt sehr frei der Übersetzung von 1720-1724 des trattato von Leonardo da Vinci von Doxaras (> Doxaras 1726). Einzelne Firnisrezepte sind Doxaras entnommen. Weitere Quellen sind die Kunst- und Werck-Schul, Nürnberg 1705 (Teil 1) und die Lacquir-Kunst, Nürnberg 1708. Zefarovic kannte die Hermeneia des Dionysos wohl nicht, kannte aber die gleichen Quellen. Nach Bentchev 2004 muss er das Traktat zwischen 1726 und 1740 geschrieben haben. Die verschiedenen Teile der Sammelhandschrift sind von Bentchev neu paragrafiert worden.

Ab § 34 beginnen die kunsttechnologischen Bemerkungen.Grundsätzliches: Herstellung von Hautleim, Gips, Bolus; Bindemittel für Farben: Ei, Gummi, Öl. § 49 zählt die verwendtbaren Farben für verschiedene Bindemittel auf: Bleiweiss, Schieferweiss, weisses Blattgold. Gelbe Farben: Gelber Lack, Neapelgelb, Schüttgelb, Gummigutt (auf Türkisch aloe), Bleigelb, Auripigment, Rauschgelb (roter Arsenik), lichter Ocker, gelbes Blattgold; rote Farben: Menninge, rote Erde und Kreide, Bolus und Steinbolus (Rötel), Zinnober Erde und ein anderer Zinnober Antimonium alle für die Wand, Karmin, gewöhnlicher oder Cochenille-Lack, Florentiner Lack feurig (optima) und Violett für die Wand = Kesselbraun (davon gibt es 5 oder 6 Sorten). Grüne Farben: Gewöhnlicher Grünspan (aerugo), destillierter Grünspan (Flores viridis aeris oder Aerugo cristallisata), Grün für die Wand = Deutsch sattes Berggrün (chrysocolla nativa), Terra viridis, Malachit, Steingrün (terra verde di Verona), grüner Lack (Lacca viridis) für Ikonen. Hellblaue Farben: Indigo, deutsches Indigo = Berliner Blau (!), Ultramarin; Steinblau, auf Deutsch Bergblau (Coeruleum montanum), Weissblume (flores isatidis, wohl Kornblau); Öl oder Styrax-Blau; zweierlei Preussisch-Stichblau; Smalte (azzuro ordinari). Dunkle Farben: Umbra für die Wand; Rote Erde; Mumie für Öl. Schwarze Farben: Russ-Schwarz (Kienrauch); Beinschwarz; Schwarz aus gebrannten Nussschalen; schwarze Erde; aus Käse entsteht Schwarz, das für Siegel gut ist. Verarbeitung von Kalk, auf nassem Kalk malen, Farben für die Wand, Proplasmus (Untermalung der Inkarnate an der Wand); Ölmalerei, § 68 Malerfirnisse, ab § 79 eine grosse illustrierte und sehr kompetente Abhandlung über Emailmalerei (smalto), mit Vorgehensweise und zu verwendende Farbmittel, u.a. Kobalt, Chalkanthit oder Ungarisches Kupfervitriol (Blaues Kupfervitriol). Malerei auf Muschel, Pergament, Bein, Minatur; Lackarbeiten. Restaurierungsarbeiten an Ikonen; Illuminieren von Papier und Drucken; verschiedene Firnisse mit Bernstein, weiter Leinöl, Sandarak, Schnaps-Firnis; mehrere Moskauerfirnisse, u.a. mit Leinöl, persisches Harz (Naphta ?), Mastix, Sandarak. Porcellanimitaion (§ 155).

Referenzen Bentchev 2004, Medakovic 1991
Verfasser Zindel 2017
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