Hauptwerk des Strassburger Architekten, Malers, Goldschmieds und Radierers Wendel Dietterlin ( 1550 / 51–1599 ), eigentlich Wendling oder Wendelin Grapp, der auch in Strassburg und Lyon arbeitete. In diesem sehr verbreiteten, auf der Formensprache des Serlio basierende aussergewöhnlich innovative Vorlagen- und Musterbuch, der ersten vollständigen Ausgabe von Nürnberg 1598, illustriert mit 203 Radierungen,das für die Entwicklung der deutschen Kunst im 17. Jahrhundert von grosser Bedeutung gewesen ist. Dietterlin vereinigt Entwürfe für Wappen, Brunnen, Grotten,Wasserspiele, Portale, Türen, Fenster, Kamine, Öfen und Grabdenkmäler. Von den Gesetzen der antiken und zeitgenössischen Baukunst ( Vitruv und Serlio ) ausgehend, erfindet er eine ganze Fülle neuer Formen, zum Teil humorvoll dargestellt, was selten ist, wodurch er zu einem Bahnbrecher der im Entstehen begriffenen deutschen Barockbaukunst wird. Jedes der fünf Bücher ist einem Stil und einem ikonographischen Thema zugeordnet, das jeweils mit Radierungen zur geometrischen und perspektivischen Grundlage des betreffenden Stiles beginnt, bevor Dietterlin, sehr systematisch, seine eigene dekorative Phantasie auslebt.Die Abbildung z.B. des Weinbauers, den Dietterlin von Hans Blum übernimmt, beinhaltet eine zusätzliche Bedeutung: Dies ist auch ein Porträt des Noa, den man als den Vorfahren der Etrusker sehen muss, diese „Tusci“, die ihrerseits, ethymologisch nicht ganz richtig, den „Teutschen“ in der Toscana den Namen gegeben haben. Somit wird die toskanische Säulenordnung die nationale deutsche Ordnung.