Oeconomus prudens et legalis.
Autor Florinus, Franciscus Philippus ;
Titel Oeconomus prudens et legalis.
Untertitel
Publikationsjahr 1702
Publikationsort Nürnberg, Frankfurt und Leipzig
Verlag/Herausgeber Christoph Riegel
Illustrationen Nein
Beschreibung

Oder allgemeiner Klug- und Rechts-verständiger Haus-Vatter, bestehend in Neun Büchern, mit Rechtlichen Anmerckungen auf allerhand vorfallende begebenheiten versehen. Durch Johann Christoph Donauern.

gedruckt bey Johann Leonhard Knortzen

 

Florinus, ein Pseudonym für Franz Philipp, Pfalzgraf bei Rhein. Charakteristische Hausväterliteratur, in neun Bücher aufgeteilt, generell sehr ausführlich mit allem Wissenswerten für bauwillige Junker der Zeit, mit Parallelen zur französischen Architektenliteratur des  ausgehenden 17. Jahrhunderts, die in der Mehrheit bestrebt sind, die zukünftigen Eigentümer insofern zu informieren, dass sie von den Unternehmern und Handwerkern nicht übers Ohr gehauen werden. Florinus enthält im Gegensatz zur Architekturliteratur zusätzlich viele äusserst langatmige rechtliche Belehrungen und Hilfen. Zum Inhalt: Das 1. Buch enthält eine grundsätzliche Beschreibung eines Haushaltes; das 2. Buch vom Bau=Wesen / und denen dazugehörigen Materialien / als Holz / Steinen / Ziegeln / Sand und Kalk usw.; das 3. Buch von der Wirthschaft in den Städten usw.; das 4. Buch vom Gartenleben usw.; das 5. Buch wie eine Stutterey anzulegen; das 6. Buch von Seidenwürmern; das 7. Buch vom Brodbacken / Mulzen / Bierbrauen usw.; das 8. Buch von der Anatomie, Krankheiten und deren Heilung; das 9. und letzte Buch ist ein Kochbuch. Prinzipiell werden alle relevanten Berufe in Haus und Hof beschrieben, so z.B. Behandlung des Schreinerberufes mit einer Abhandlung aller bekannten Baumarten (2. Buch, Kap. III und 4. Buch, Kap. IVff.). Generell bezieht sich Florinus ausführlich auf Fachliteratur sobald er nicht juristische Themen beschreibt. Gute Illustrationen (3. Buch, Kap. 23 - 25) zur Bearbeitung von Hanf und Flachs bis zur Leinwand, mit Rösten, Dörren, Brechen, Schwingen und Hecheln des Flachses. > Cröker 1719 zitiert Florinus.

 

Für die Kunsttechnologie relevant ist das 2. Buch vom Bauwesen und seinen Materialien: In der Zeit üblichen barocken Sprache werden in den ersten beiden Kapiteln eingehend Überlegungen zur Auswahl des Ortes zum Bau des Hauses oder Hofes und dabei zu beachtende rechtliche Grundlagen besprochen. Das IV. Kapitel ist den Steinen gewidmet. Es ist eine eigentliche Abhandlung über alle bekannten Steine mit vielen Bezügen zur Antike. Besprochen wird die Auswahl der Steine, ihre Bearbeitung und ihre respektive Verwendung. Das V. Kapitel bespricht ausführlich Ziegel, die Auswahl der Erden, deren Herstellung, Typen (nach Vitruv), Verwendung am Bau (u.a.: nehmen Speise gerne an). VI. Kapitel: Vom Sand und Kalck: Bespricht Vor- und Nachteile und Verwendung von verschiedenen Gruben-, Fluss- und Meersanden; meldet ungläubig von hydraulisch wirkendem Mörtel (mit Puzzuola) nach Plinius und Vitruv. Weiter nennt Florinus ausführlich die geeigneten Steine zum Brennen von Kalk und die unterschiedlichen Verwendungen von gebrannten Kalk, mit Qualitätsmerkmalen, nennt Muschelkalk, erwähnt Stucco aus Italien, Gips aus Frankreich (Paris, Monmartre) und kurz Vor- und Nachteile desselben. Die Verwendung von Kupfer, Eisen, Stahl und Blei am Bau füllt das VII. Kapitel. Kapitel XXIII erläutert Stuben Stubenkammern und anderen Nebengemächern. Stuben werden mit Öfen geheizt und im Winter werden gewölbte Stuben mit einer Wachs überzogenen und übermalten Leinwand abgedeckt. Das XXIII. Kapitel Von Fuss-Böden und Felder-Decken enthält wenige Informationen zur deren Ausschmückung, da Florinus als typischer Haus-Vatter in allen Unternehmungen immer auf Sparsamkeit aus ist: Zu den Fussböden beschreibt er kurz das Mosaisch oder Musaische Werk, da es doch eigentlich amusleatum heisset. Es handelt sich wohl um ein aus kleinen farbigen Steinen zusammengesetztes einfacheres Opus sectile. Zu den Felder-Decken nennt er im Ausnahmefall, bei vorhandenem Geld, die Verwendung von wol=riechendem Holtz, als Oel-Baumen, Palmen, Cedern, Cypressen, Eben und Indianisch-Holtz. Auf glatten Gewölben findet auch hier das Italiäner Mahlwerck Platz, welches licht dunckel und von ihnen di chiaro escuro genennet wird, können aber auch durch Messing-Farbe bemalt werden, dadurch erscheinen sie, als ob sie aus Ertz wären.

Weitere Informationen zu Anbau, Verwendung und Fälschung von Safran (3. Buch, Kap. XXVIII); Anbau und Verwendung von Weyde und Färber-Röthe (Wau, 3. Buch, Kap. XXXI). Seidenzucht, Arten von Seide, ihre Wertung und Betrug mit Seide (Floret=Seide) und Färben von Seide (6. Buch, Kap. Iff., mit Illustration). Herstellung und Verwendung von Kienruss, der nach Florinus aus Resten von Caput Mortuum hergestellt wird, zur Verwendung von Buchdruckern, Malern, Färbern, Schreinern und Tuchmachern (4. Buch, Kap. XXVII) ; Herstellung von Lärchenharz (4. Buch, Kap. XII); Herstellung von Öl (7. Buch, Kap. XXIII).     

Ref.: Schießl 1981b, Hofer 1987, Schießl 1989, Stappel 1997.

Ausgaben Weitere dt. Ausgaben: 2. Ausgabe ebd. 1705 (Ex.: Basel UB, Magazin: UBH Oa I 17) | Der kluge Landmann..... bey Christoph Riegeln, Frankfurth und Leipzig 1713 (ill.; Ex.: Bibliothek Werner Oechslin, Einsiedeln, A 17c) / erweitere Ausgabe: Florini, Franciscus Philippus: Oeconomus Prudens et legalis continuatus. Oder Grosser Herren Stands und Adelicher Hauss-Vatter. Nürnberg, Frankfurt und Leipzig 1719 und 1751 | Christoph Riegel, Nürnberg/Franfurt und Leipzig 1722 (2 Bde, ill.; Ex.: Bibliothek Werner Oechslin, Einsiedeln, A 17c) | Jo. Lud. Brandmüller, Basel 1748-1749 (2 Theile) / Nürnberg 1750.
> Reprint der Ausgabe Nürnberg, Frankfurt und Leipzig 1702: Union, Berlin 1988 (Ex.: Bern UB Speichermagazin, Sektor Q8: BeM HIS K 459.4) / Faksimilereprint ohne Kommentar der Ausgabe Nürnberg 1722: Faksimile Edition, Stuttgart 1981 / idem, Fröhlich und Kaufmann Verlag und Versand GmbH 2014 (2 Bde, ill.).
Verfasser Zindel 2017