Ein Vertreter der Hausvätterliteratur von gewaltigem Ausmass, der alles enthält, was diese Gattung für Kunsttechnologen interessant macht: Anbau von verschiedenen färbenden Pflanzen, Holz und Holzqualitäten, Anleitungen zum Bau der landwirtschaflichen Gebäude mit Besprechung der zu verwendenden Materialien usw.

Aussergewöhnlich ist, dass ab der Ausgabe von 1687 zwei umfangreiche Kunstbüchlein beigegeben sind. So beschränken wir uns in der Beschreibung der Georgica Curiosaauf den Inhalt dieser Kuriosität.

1. Kunstbüchlein: Kunst= Büchlein / daraus ein Haus=Vatter / Seine gewöhnliche Wirtschafft=Sorgen / in etwas zu erleuchtern / allerhand curiose Ergötzlichkeiten schöpffen / und also seine müssige Zeiten versüssen und vertreiben kann.

 Die Rezepte entsprechen in etwa, was im 17. Jahrhundert in Süddeutschland öfters publiziert wurde, mit vielen glaubwürdigen aber auch falschen Rezepten, die den ganzen Bereich der barocken Mal- und Imitationskunst abdecken. Erstaunlicherweise auch einige in Latein geschriebene Rezepte. Traditionell einen wichtigen Platz haben die Firnisrezepte für jegliche Verwendung, wie: weisser Lacc-Verniss, schöner Verniss, weisser Verniss, Verniss zum vergoldten Leder, Indianisches Lacc Werck, Florentiner Lacc zu machen, Schwartzer Verniss, grosser Verniss (Spiritus vini + Gummi = Lacc + Sandarac), klarer und heller Verniss auf Mahlerey von Wasser-Farben zu gebrauchen, Glantz-Verniss, holländischer Verniss, japonischer Verniss oderChinesischer Verniss. Den Farbmitteln (Herstellung und Verwendung von Farbstoffen und Pigmenten) werden traditionell mehr Platz eingeräumt als hier: Columbin oder Rosenfarb; ultramarin aus dem Lapide Lazuli zu machen; dafür sind die Streutechniken:Schön Roth (mit Zinnober in Firnis überstrichen), grün schielerend zu machen(mit grünlich schimmerndem Glas + klein gepulvertes Vert de gris =Grünspan), Avanturin zu machen(auch bunde Glantz) und die Imitationstechniken gut vertreten: Verniss auf Schildkroten Art, Schildkroten=Arbeit zu machen, Application zu der Schildkrotten=Arbeit, eingestreute Arbeit, eingestreutes Glantz=Gold zu machen, Horn wie Schildkrotten zu paitzen, durchsichtige Bilder so als Horn scheinen, Holtz so schwartz zu machen als Eben=Holtz; Edelsteine imitieren gut 

Gusstechniken:Schwefel=Bilder zu giessen; allerhand Arten Holtz in eine Massa zu bringen. 

Allgemeine nützliche Hinweise: Rostentferner herstellen, alte Bilder zu erneuern („Bilder schrubben“ auf die harte Art !). Zum Teil sind die Rezepte mit Zitat versehen, so: bilder zu metalliren ( Aus Herrn Kunckel part. 3. F. 80), oder Von einem Kupfferstich oder Schrifft einen Abdruck zu bekommen(Borelli Observ. Cent. 4. Observ. 76).

2. Kunstbüchlein: Kunst=Büchlein / für eine edle und embsige Haus=Mutter / Daraus sie zu müssigen Stunden / ihre obliegenden Sorgen versüssen / allerley ergötzlichkeiten und Zeit Vertreibungen / auch unterschiedener ihr wolanständiger Dinge Kundschafft und Erfahrung schöpffen kann.

Die Hinweise und Rezepte für die Hausmütter beziehen sich auf die Bedürfnisse der Damen, so z.B.: ätherische Öle herzustellen, dann Kochrezepte, aber auch die üblichen Unterhaltsanweisungen: Corallen zu machen und zerbrochene zu ergäntzen; Flecken reinigen; Pech aus den Kleidern nehmen; Färberezepte: Wolle, Stroh und Eier färben; Seidene Bilder zu machen(= Bilder wie Seiden erscheinen zu lassen); Taft oder Leinwand wasserdicht machen; durchsichtige Bilder zu machen; 

Schönheitsrezepte: Haare schön zu machen; eine Glatzen zu vertreiben; ein junges Aussehen zu erhalten. Hinweise zur Gesundheit, z. Teil nach Matthiolius; Beschreibung von etlichen Steinen, die verschiedene Heilkräfte enthalten. Herstellung von Porcellana.